20
§. 7. Die Inder.
Geschichte theils großartige religiöse Bauwerke, theils eine
reiche alte Literatur vielfache Andeutungen geben.
Zu jenen Bauwerken gehören die unterirdischen Grot-
tentempel mit ihren Bildwerken und Inschriften (z. B.
auf der Insel Elephante im Meerbusen von Bombay,
auf S a l se t t e bei Bombay, und vorzüglich zu E l l o r e
in der Mitte Vorderindiens, wo ein ganzer Porphyrberg
stockwerkartig ausgehöhlt und mit unzähligen, aus Felfen ge-
hauenen Tempeln angefüllt ist, an deren Vollendung Jahr-
hunderte gearbeitet haben); — ferner die über der Erde
in Felsen gehauenen Bauten, besonders die Palast-
und Tempel-Trümmer von Mavalipuram, einer ganz
in Felsen gehauenen Königsstadt auf der Küste Koromandel,
in der Nähe von Madras, die durch ein plötzliches Austreten
des Meeres verödet worden zu seyn scheint; — endlich gewisse
freistehende Pagoden, d. i. dunkle, von Lampen erhellte
Tempel mit mannigfaltigen, zur Bequemlichkeit der Wall-
fahrer eingerichteten Nebengebäuden (wie z.b. diemahadeva-
Pagode zu Benares).
Zu jener Literatur gehören vorzüglich die in der
Sanskritsprache geschriebenen heiligen und profanen Schrift-
werke. Die Sanskrit (deren ältere Mundarten Prakrit
und Pali heißen) ist zwar keine lebende Sprache mehr,
wird aber, wie bei uns das Latein, von den dortigen Priestern
noch heute studiert und verstanden, und hat in ihrem Baue
eine große Vollendung. In ihr sind besonders die vier ältesten
Religionsurkunden der Inder, die Vedas geschrieben, deren
Anlegung neuere Forscher in's 14. Jahrhundert v. Ehr., die
Inder selbst aber in eine noch höhere Zeit verlegen.
Die in diesen heiligen Büchern vorkommenden Gottheiten
sind Naturkräfte, und der ganzen Religion liegen, wie beim
Zendvolke, astronomische und astrologische Ideen zum Grunde.
Das höchste körperlose Urwesen ist Brahma (zu deutsch:
das Große), in welchem alle Dinge, als Ausflüsse von
ihm, ihren Grund und Bestand haben. Als der durch „sich selbst
Seyende" (parsisch: Choda) und nicht Darstellbare tritt er nie
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bombay Bombay Madras Benares Prakrit
236
§. 86. Das Reich der Osmanen.
Io Das Reich der Osmanen.
§. 86. ^Äls von den Mongolen auch das obengenannte Seld-
schuckenreich (§. 85) vernichtet wurde, gründete Osmarr,
ein Vasall des seldschuckischen Sultans, in Bithpnien
1289 die osmanische oder türkische Herrschaft. Schon
Osman selbst eroberte Brusa; sein Sohn Urchan schuf
das mehrere Jahrhunderte hindurch stets siegreiche Fuß-
volk der I a n i t sch ar e n, diesen Kern des osmanischen
Kriegswesens, und faßte durch die Einnahme von Galli-
poli 1357 den ersten Fuß in Europa.
Dessen Nachfolger Murad l nahm 1361 Adrianopel
und dehnte seine Eroberungen bis Servien und Bulgarien
aus; Bajaftld I unterwarf dann die übrigen slavischen
Länder an der Donau, besiegte die Ungarn und drang so-
gar bis Steyermark vor. Als er seine Eroberungen in
Asien weiter fortsetzen wollte, stieß er auf T i m u r' s furcht-
bare Macht, erlag ihr 1402 und starb in der Gefangen-
- schaft.
Nach dem Verfall der tartarisch-mongolischen Herrschaft
stellte im osmanischen Reiche der wilde Muhammed I die
Einheit und Ordnung wieder her. Sein Sohn Murad Ii
legte dem griechischen Kaiser Tribut auf und besiegte die
Ungarn und Polen in der entscheidenden Schlacht bei
Varna (1444), durch welche der Grund aller osmanischen
Größe gelegt wurde; aber sein Versuch, weiter in das Land
der Christenheit vorzudringen, scheiterte an dem ausdauernden
Muthe Iohann's Hunpades (s. §. 83) und an
der ruhmvollen Tapferkeit des Georg Caftriota oder
Scanderbeg, der den königlichen Thron seiner Väter in
Albanien (Epirus) wieder aufgerichtet hatte, und sich nach
Murad's Tode gegen dessen Sohn und Nachfolger, den
wilden Muhammed Ii, noch lange als ein Hauptschild der
Christen wider die Türken erwies, obgleich er selbst im Islam
erzogen worden war. (Er hatte nämlich unter jene Christen-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Muhammed Georg_Caftriota Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Bithpnien Europa Bulgarien Donau Ungarn Steyermark Asien Ungarn Polen Varna Albanien Epirus
§. 107. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien. 319
Ñ. Die Gründung der englischen Herrschaft
in Ostindien.
§. 107. den Verlust in Nordamerila wußte sich jedoch Eng-
land in Asien zu entschädigen. Denn die Überlegenheit,
welche eö schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Ost-
indien über Frankreich errungen hatte, gab der e n g l i sch -
0 st i n d i s ch e n Handelscompagnie (§. 93 a. E.)
daselbst Gelegenheit zur Stiftung eines Reiches, welches an
Größe das Mutterland weit übertrifft und diesem zur höchsten
Machtentwickelung verhalf.
Schon 1652 hatte sich diese Compagnie in Bengalen
niedergelassen, 1685 eine eigene Waffenmacht aufgestellt,
1698 Calcutta zu einer Präsidentschaft erhoben und durch
glückliche Kriege im Dekan erweitert. Als darauf das Mogul-
reich im Kampfe mit den Mahratten und zuletzt durch den Ein-
fall des wilden persischen Radirschah's, welcher 1737 Delhi
verwüstete, rasch zu sinken anfieng, und sich die auf ihre
eigenen Kräfte verwiesenen Statthalterschaften dieses Reichs
zu eigenen mächtigen Reichen ausbildeten: so griff der Statt-
halter von Bengalen Calcutta an, um die wachsende
Macht der Britten zu vernichten. Aber eben dieses Ereigniß
war in der Hand Gottes „das Mittel, ihr in Indien festere
Grundlagen und eben damit der Predigt des Evangeliums
an mehr als 100 Millionen Heiden und Muhammedaner
eine Sicherung zu geben, wie sie dieselbe nur in wenigen
Ländern außer Europa sich zu erfreuen hat." Die Compagnie
schlug durch den aus Madras herbeieilenden Clive (ihren
nachmaligen ersten Generalgouverneur von Indien) den Ra-
bob zurück, vertrieb auch die Franzosen aus Bengalen, und
ließ sich von dem Großmogul gegen eine jährliche Rente von
1 Mill. Pfd. Sterling
1763 die Hoheit über Bengalen abtreten, und übte
von da an die eigentlicke Herrschaft über dieses Land aus.
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TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ostindien Nordamerila Asien Frankreich Bengalen Calcutta Bengalen_Calcutta Gottes Indien Europa Madras Indien Bengalen Bengalen
§. 108. Die französische Revolution. 321
der Mahratten, durch die neueste Eroberung einiger
Provinzen des Birmanenreichs und der Jndusmündungen
erstreckt sich heut zu Tag die britische Macht in Ostindien vom
Himalaya bis nach Ceylon, vom Indus bis zum Irawaddy,
und gebietet dort über mehr als 100 Millionen steuer- und
50 Millionen tributpflichtiger Menschen. Diese lassen sich
ihre Herrschaft um so mehr gefallen, da die Tyrannei der
alten Rajahs und Nabobs so unerträglich und zerstörend
war, daß die englische Gesetzgebung und Verwaltung mit
ihrer erhaltenden und schaffenden Richtung „eine wahre
Wohlthat für diese Völker" wurde.
Was die ostindische Handelsgesellschaft selbst betrifft, so
mußte sie 1773 die Oberaufsicht über die ostindischen Ange-
legenheiten der Krone England einräumen, und ihre drei
Präsidentschaften Calcutta, Madras und Bombay
einem gemeinschaftlichen Generalgouverneur unter-
stellen , den sie jedoch vorschlagen darf.
3 Die französische Revolution.
L. Fall des Königthums und Errichtung der Republik.
Z. 108. Allmählig war die Zeit gekommen, da die im Laufe
des 18. Jahrhunderts am Horizonte der Politik und Re-
ligion in bösen Dünsten aufgestiegenen Wolken in einem
furchtbaren Gewitterorkan sich entladen sollten.
In Frankreich hatte die Schuldenlast, welche Lud-
wigs Xiv Eroberungssucht und Ludwigs Xv (1715 —
1774) Verschwendungssucht bis auf 1000 Millionen Fran-
ken aufgehäuft hatte, den größten Abgabendruck, und dieser
die bitterste Unzufriedenheit hervorgerufen. Zugleich hatte
das schandbare Leben am Hofe Ludwigs Xv das König-
thum in Verachtung gebracht, und die freigeistischen Schriften
21
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ceylon Irawaddy England Calcutta Madras Bombay Frankreich Ludwigs Ludwigs König-
24
§. 7. Die Inder.
Oberhaupt, und diese Statthalter setzten über die Bezirke
und Orte dieser Provinz Vorsteher. Jede Gemeinde war
übrigens ein gleichsam abgeschlossenes, für sich bestehendes
und regiertes Ganzes.
Druck von Oben war in der frühesten Zeit nicht gekannt;
das Volk hieng mit Liebe an seinen Fürsten, jede Gemeinde
an ihrem Ortsrichter. Das Land war allenthalben wie ein
Garten angebaut und unzählige Städte durch Handel und
Gewerbe blühend, zumal selbst während der Kriege der Land-
mann vor Plünderung und Störung seiner Arbeit geschützt war.
Bei der angeborenen Friedensliebe des Inders war auch
die Kriegs Verfassung einfach, obwohl die. Stärke der
Heere bedeutend war. Zum altindischen Kriegswesen gehörten
auch Festungen, Wagenburgen, Streitwägen, Elephanten mit
Thürmen; ja es wird schon frühe einer Art großen Feuer-
geschützes erwähnt, das bei Belagerungen gebraucht wurde.
Reingeschichtliches aus früherer Zeit ist von diesem Volke
äußerst Weniges bekannt. Als Andeutung diene Folgendes:
In uralter Zeit herrschten in Zndien zwei von einander un-
abhängige Dynastieen, die „Kinder der Sonne" am
obern Ganges', und die „Kinder des Mondes" am
Mittel- und Nieder-Ganges. Die letztern theilten sich wieder
in zwei Reiche, in das der Guru' s und das der P an d u'ö,
die beständig mit einander tut Kampf waren. Über die Pandu's
herrschte (m Delhi) um das Jahr 1000 v. Chr. der Brah-
manenkönig Nasrao, dessen Nachkommen bis zum Jahre
100 v. Chr. regierten, wo der letzte von einem Eroberer
verjagt wurde. Bald aber wurde das Reich durch Vicra-
madityasi. 57 v. Chr. wieder hergeftcllt, der seine Herr-
schaft auch über das unterdeß zerfallene Reich am Ober-
Ganges ausdchnte. Unter diesem König erreichte die profane
Dichtkunst (durch Kali das) die höchste Blüthe.— Einige
Reiche am Indus treten zu Alerander's des Großen Zeit
in die Geschichte.
Neben dem Brahmaismus, der jetzt nur noch 60 Millio-
nen Anhänger zählt, kam zwischen dem 10. und 6. Jahr-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
I
§. 85.
>
234 §. 85, Die letzten Zeiten des Chalifats.
■ '
9. D i e letzten Zeiten des Chalifats; das
M o n g o l c n r e i ch.
1. ¿Jie Auflösung des grosen Chalifats im Mor-
geulande (s. §. °68), welche schon Harun al Naschid's
Theilung desselben unter seine Söhne vorbereitet hatte,
wurde durch den Abfall der Statthalter, die oft aus der
gegen die Mitte des 9. Jahrhunderts errichteten türkischen
Leibwache der Chalifen Hervorgiengen, so wie durch die vie-
len mohammedanischen Secten und die daraus entstehenden
Empörungen befördert. — Von den zahlreichen neuen Herr-
schaften, die daraus emporkamen, wurden besonders fol-
gende wichtig:
3. Das von einem türkischen Stamme 1040 in Ostper-
sien gegründete und sich bis nach Syrien hin erstreckende
Reich der Seldschuckcn, welches Schah Malck gegen
das Ende des 11. Jahrhunderts bis an die chinesische Gränze
erweiterte, das aber schon nach seinem Tode in mehrere
Reiche zerfiel, worunter das Reich der Chowaresmier
um 1200 sich bis Indien ausdehnte;
b. das f a t i m i d i s ch e C h a l i f a t von Ägypten, un-
ter welchem auch Palästina und Syrien standen, bis ihm
diese zwei Länder in der letzten Hälfte des 12. Jahrhun-
derts von den Seldschucken entrissen wurden.
Die Liebe der Araber zur Dichtkunst und ihre Geschick-
lichkeit in der Mathematik und' Mechanik, sowie in der Na-
tur- und Arzneikunde, haben auf die europäische Bildung im
Mittelalter einen bedeutenden Einfluß geübt.
2. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhob sich unter
den tartarischen und mongolischen Horden Temudschin
als Oberhaupt, und wurde von den übrigen Häuptlingen
1206 als Dschingischan, d. i. allgemeiner Chan, ancr-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
§. 85. Die letzten Zeiten des Chalifats. 235
kannt. Nun trat er als Eroberer auf, unterwarf auf sei-
nem Berheerungszuge das vorhin genannte Reich der Cho-
waresmier, drang durch seine Feldherren nach Europa vor
und verheerte das südliche Rußland.
Nach seinem Tode machte sein Sohn Oktai durch sei-
nen Neffen Batn, welcher Moskau und Kiew zerstörte,
auch das nördliche Rußland abhängig und verheerte Ungarn.
Ein mongolisches Heer drang sogar durch Polen nach Schle-
sien vor, kehrte aber, als es nur mit schwerer Mühe 1241
den Sieg bei Liegnitz über die verbündeten abend-
ländischen Fürsten errungen hatte, wieder zurück. — Oktai's
Nachfolger eroberten Kleinasien und Syrien, zerstörten das
Chalifat Bagdad und unterwarfen Tübet und das
südliche China.
Im Jahr 1294 aber zerfiel das große Mongolenreich
durch Thcilung in vier, von Dschingischan's Söhnen und
Enkeln beherrschte Chanate: von China, Persien,
Kaptschack und Dschagatai.
Von dem Reiche Dschagatai aus erhob sich noch einmal
die mongolische Macht durch den furchtbaren und grau-
samen Eroberer Timnr oder Tamerlan, der 1369 den
letzten Chan von Dschagatai, seinen Schwager, stürzte, die
Residenz des Reiches nach Samarkand verlegte, alsd ann
9 andere Reiche, darunter Persien und Indien, eroberte,
und auf diese Weise die tartarisch - mongolische Herrschaft
so weit ausbreitete, daß sie von China's Gränze und dem
Ganges an bis hin zum Mittelmeere sich erstreckte. Eben
wollte Timur auch China angreifen, als er starb, worauf
sein Reich durch die Uneinigkeit seiner Söhne sich auflöste.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Dschagatai
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kiew Ungarn Liegnitz Syrien Bagdad China China Persien Samarkand Indien China
§. 86. Das Reich der Osmanen.
237
kinder gehört, die alle fünf Jahre im osmanischen Reiche aus-
gehoben und im Islam erzogen wurden, und von denen ein
Theil zu niedrigen Diensten, ein Theil zu Ianitfcharen be-
stimmt wurde, — die begabtesten aber in den Serai's in
strenger Zucht heranwuchsen und dann entweder in die ersten
Schaaren der Pforten-Sipahi's, d. i. der kaiserlichen Leib-
wache oder in die Klaffe der Staatsbeamten eintraten. Auf
dieser Einrichtung beruhte die Hauptkraft der osmanischen
Macht: denn bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts hin
bestund das Heer der Ianitfcharen, so wie die Klasse der
höhern Staatsbeamten, nur aus jenen christlich geborenen
und im Serai erzogenen Sclaven, und daß man nachher von
diesem echt türkischen Grundsatz abgieng, war eine von den
Hauptursachen, welche diesen Staat allmählig in Verfall
brachten.)
Jener Znuhamrned Ii war es alsdann, der dem schwa-
chen Überreste des griechischen Reichs dtzrch die Eroberung
von Constantinopel 1453 (s. §. 84 a. E.) ein Ende machte,
nach Scanderbeg's Tode 1467 Albanien in Besitz nahm, das
türkische Reich vollends befestigte und cs durch ein Gesetzbuch
ordnete. Von nun an wurde die T ü r k e n m a ch t durch ihre
beständigen verheerenden Streifzüge nach Ungarn und Öster-
reich für die Christenheit eine furchtbare Geisel. Das schöne
Land der unterjochten Griechen aber wurde durch den wil-
den Sinn seiner kriegerischen Bezwinger zum größten Theil
fast eine menschenleere Wüste. Während die vornehmen
Griechen meist vor ihren Unterdrückern krochen, lebte das
gemeine Volk in tiefster Armuth und Knechtschaft, und nur
auf den Inseln erhielten sich Reste der edleren griechischen
Natur.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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320 §. 107. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien.
Diese ließ sich aber nur durch Kriege und Eroberungen
behaupten. Nachdem die Compagnie auch den König von
Oude zur Abtretung der Provinz Benñres gebracht hatte
und bereits Beherrscherin von 30 Mill. Menschen war, be-
gann sie einen Krieg mit dem eben so tapfern als klugen
Hyder Ali, dem Sultan vonmpsore, mußte aber,
ohne etwas auszurichten, bald Frieden schließen. Hierauf
benützte sie die Uneinigkeit der Mahrattenstaaten und
begann 1774 mit denselben eine Reihe ungerechter Kriege.
Zwar hatten die Franzosen gleich anfangs den Hyder
Ali zur Unterstützung der Mahratten vermocht, aber die
Engländer hielten die Verbündeten auseinander, und als
es 1782 zu einem Frieden mit den Mahratten kam, starb
Hyder Ali, und sein Sohn Tippo Sahib ließ sich zwei
Jahre darauf zum Frieden bewegen. Dadurch wurde die
englische Herrschaft in Indien gerettet, wiewohl die großen
Kriegsanstrengungen den Ungeheuern Geldgewinn, den die
Compagnie aus dem Besitze dieses Landes zog, meist ver-
schlungen hatten.
In einem neuen Kriege, der 1790 zwischen Tippo
Sahib und den Engländern ausbrach, mußte derselbe die
Hälfte seines Reiches abtreten, und während ein Mahratten-
staat nach dem andern eine Beute der Engländer wurde, ver-
lor in einem neuen blutigen Kriege mit ihnen
1788 der unglückliche Tippo Sahib vollends Thron und
Leben. jdte Engländer bekamen mit der Eroberung seiner
Hauptstadt Seringapatnam ungeheure Reichthümer in
die Hände, und vereinigten nun den größten Theil dieses
Reichs mit ihrem Gebiete.
Nachdem sie während der französischen -Revolution auch
die vielen ehemaligen Besitzungen der Franzosen und Holländer
in Asien erobert hatten, waren nur noch einzelne Staaten
der Mahratten übrig, die 1803 auch noch den letzten
Rest des durch dieselben gestürzten Mogulreiches besaßen.
Durch die endliche, im Jahr 1817 erfolgte Unterwerfung
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bis auf die gegenwärtige Zeit.
335
1820 und 1821 in Portugal und in Spanien, in Nea-
pel und in Piemont heftige Revolutionen.
Bald freilich führte der Congreß von Laibach durch
österreichische Heere in Italien, und der Congreß von
Verona durch ein französisches Heer in Spanien die alte
Ordnung zurück; doch Portugal erfuhr noch verschiedenen
Wechsel, bis Don Pedro, der 1829 auf die Regierung
in Brasilien zu Gunsten seines Sohnes verzichten mußte, im
Kampfe mit seinem Bruder den portugiesischen Thron für
seine Tochter Maria da Gloria sicherte.
Sogar in Rußland traten nun auch, bei dem Eintritte
des letzten Thronwechsels 1825, Versuche einer Revolution
hervor, nach deren schneller und fester Unterdrückung der
neue Kaiser Nicolaus in einem Kriege mit Persien
einen Theil dieses Landes erwarb, und darauf in einem
Kriege mit dem Halbmond, dessen fernere Existenz
nach der Überschreitung des Balkans nur von ihm abhieng,
1829 im Frieden zu Adrianopel den Besitz der Donauinseln
im schwarzen Meere nebst andern Gebieten und Vortheilen,
so wie zugleich für alle anderen Mächte die freie Durchfahrt
der Handelsschiffe durch den Bosporus und durch die Darda-
nellen errang.
In eine gleiche Gefahr wurde zwei Jahre darauf die
Pforte von einer andern Seite versetzt, indem ihr Vasall, der
Pascha Mehemed Ali von Ägypten, Syrien an sich
riß und Konstantinopel bedrohte. Zwar gebot ihm ein russi-
sches Heer Stillstand, aber ein Vergleich mit dem Sultan
bestätigte ihm den geraubten Besitz (den er aber in neuester
Zeit wieder herausgeben mußte).
Dasselbe Jahrzehend sah auch die kaum möglich geglaubte
Befreiung Griechenlands, welches nach einem sechs-
jährigen Heldenkampfe das fast vierhundertjährige Joch der
Türkei abschüttelte und in ein von den Großmächten Europa's
gewährleistetes Königreich verwandelt wurde, dessen Krone
1832 an den Prinzen Otto von Bayern gegeben ward.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Pedro Maria_da_Gloria Maria Nicolaus Pascha_Mehemed_Ali_von_Ägypten Otto